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Die TheaterBox versteht sich als Sprungbrett zum lustvollen Theaterspiel: unsere theaterpädagogischen Materialien animieren zum Lesen und freien Wiedergeben, Freies Sprechen macht Freude, Textlernen wird ganz leicht. Passend dazu bieten wir auch Stücke für Junges Theater ab 6 Jahren an.

THEATERBOX

Theater fördert viele Talente

 

LESEPROBE und Grundinfo

 

Die goldene Gans oder wie Prinzessin Anna
ihr Computerspiel vergaß

dramatisiert von Christina Jonke nach dem Märchen der Gebrüder Grimm
© Christina Jonke

Inhalt:
Es war einmal ein junger Mann, der für sein gutes Herz von einem alten Waldweiblein belohnt wurde. Es schenkte ihm eine Gans mit goldenen Federn und Zauberkräften. Wer gierig nach den goldenen Federn der Gans griff, blieb an ihr kleben. So geschah es eines Tages, dass Daniel am Marktplatz ungewollt für Aufruhr sorgte.
Dieses Durcheinander und die Botschaft von einer goldenen Gans lockte die Königstochter Anna von ihrem Computer weg, an dem sie Tage und Nächte verbrachte. Da sich ihr Vater darum große Sorgen machte und dem Volk versprochen hatte, dass derjenige, der die Prinzessin davon ablenken kann, sie zur Frau bekäme, wurde Daniel schließlich zum Prinzgemahl erhoben.

Dauer: cirka 30 Minuten

Bühnenbild: 1 (Marktplatz)

Besetzung: 8 -13 Kinder (es können 5 Rollen auch doppelt besetzt werden)
- David Dummling (Rauchfangkehrer)
- Dorian Dummling (Postbote)
- Daniel Dummling
- altes Weiblein (Wirtin)
-Bote (Dorian)
- Prinzessin Anna
- König (David)
- Tonia
- Theresa
- Wirtin
- Rauchfangkehrer
- Postbote
- Polizist


Bild 1

Am Marktplatz. David setzt sich auf den Brunnenrand, nimmt seinen Rucksack ab und holt einen Apfel hervor, in den er herzhaft hinein beißt. Wie aus dem Nichts steht plötzlich ein altes Weiblein vor ihm.

Weiblein: So ein schöner, saftiger Apfel. Ach sei doch so lieb und lass mich einmal abbeißen.

David: Was willst du? abbeißen? Von meinem Apfel? Sicher nicht. Glaubst denn du, mir graut vor gar nichts!

Weiblein: Ich hab seit Gestern um diese Zeit nichts mehr zwischen den Zähnen gehabt. Meine Knie zittern vor Schwäche und mein Magen brüllt vor Hunger. Wenigstens den Rest des Apfels überlass mir, bitte.

David: Was geht mich das an! Verschwinde, oder ich hol die Polizei!

Weiblein: Nein, nein. Ich gehe schon. Ich bin schon weg.
Das Weiblein geht, David wirft das abgenagte Apfelgehäuse in den Brunnen, schultert wieder seinen Rucksack und geht. (Kurzes Black).


Bild 2

Am Marktplatz. Dorian kommt daher, setzt sich auf eine Bank und stellt seinen Rucksack neben sich. Er holt eine Wasserflasche heraus und trinkt einen kräftigen Schluck. Plötzlich steht das alte Weiblein hinter ihm und tippt ihm auf die Schulter.

Weiblein:
Ach bitte, schenk mir einen Schluck aus deiner Wasserflasche.

Dorian: Dort ist ein Brunnen, hol dir doch da dein eigenes Wasser!

Weiblein: Ich kann mich kaum mehr auf den Beinen halten, so durstig und so hungrig wie ich bin. Hilf mir, bitte.

Dorain: Kannst du nicht jemand anderem auf die Nerven gehen? Hau ab. Sonst hol ich die Polizei.

Weiblein: Nein, nein. Ich bin schon weg. (Dreht sich um und geht)

Dorian: Na also! So weit kommt es noch, dass ich wildfremde Personen aus meiner Flasche trinken lasse oder sie gar bediene und ihnen Brunnenwasser serviere!
Er schultert seinen Rucksack und zieht davon. Die Wasserflasche kickt er mit dem Fuß irgendwohin. (Kurzes Black)


Bild 3

Daniel kommt lustig pfeifend auf den Marktplatz. Die Wirtin geht an ihm vorbei und schüttelt den Kopf über seine gute Laune. Daniel macht eine lustige Verbeugung in ihre Richtung. Der Rauchfangkehrer kommt des Weges. Auch er schüttelt den Kopf über den Daniel. Der Daniel setzt sich ins Gras, packt aus seinem Rucksack die Jause aus und beginnt zu picknicken. Da kommt das Weiblein wieder, trippelt um ihn herum.

Daniel: Was trippelst du da um mich herum? Komm setzt dich und iss etwas mit mir!

Weiblein: Du bietest mir etwas zu Essen an?

Daniel: Klar. Allein schmeckt es nur halb so gut wie in Gesellschaft!
Er bricht ein Stück von seinem Brot ab und bietet es dem Weiblein an.

Weiblein: Und du hast keine Angst, dass du hungrig bleibst?

Daniel: Ach was! Es wird schon für uns beide reichen. Besser wir haben beide etwas gegessen, als einer ist pappsatt und unbeweglich und der andere bleibt mit hungrig heulendem Magen.

Weiblein nimmt das angebotene Brot: Das nenn ich gutherzig! Es soll dein Schaden nicht sein.
(Das Weiblein greif unter seinen Mantel und holt eine schöne weiße Gans hervor)
Schau Daniel, diese ganz besondere Gans soll von nun an deine Begleiterin sein.

Daniel: Du schenkst mir deine Gans? Aber das kann ich doch gar nicht annehmen.

Weiblein: Sie ist nun dein und wird dir in Zukunft das Glück bringen, das du dir mit deinem guten Herzen verdient hast.

Daniel nimmt die Gans auf den Arm, streichelt sie. Das Weiblein ist mittlerweile verschwunden. Der Bote kommt auf den Marktplatz, gefolgt von mehreren Leuten (David, Rauchfangkehrer, Wirtin, Tonia, Theresa, Postbote).

Alle durcheinander: Hoch lebe der König! Hoch lebe der König!

Bote mit Megafon: Achtung, Achtung! Hört ihr Leute!

Alle still.

Bote: Seine Majestät der König erlässt mit heutigem Tage folgenden Aufruf (er liest von einer Papierrolle - oder aber auch einem e-Reader):
An meine treuen Landeskinder! In Anbetracht des Umstandes, dass meine hochgeliebte Tochter, Prinzessin Anna seit Tagen nicht mehr gelacht hat - ja nicht einmal gelächelt hat - und somit in tiefste Schwermut verfallen ist, bitte ich euch darum, dass ihr euch etwas einfallen lässt, um sie aufzumuntern. Tag für Tag sitzt sie vor ihrem Computerspiel und vergisst alles rund um sich. Sie trifft keine Freundinnen mehr. Sehr spielt nicht mehr mit dem Hund. Und auch ihre Bücher mag sie nicht mehr lesen. Verbissen und nervös sitzt sie da, niemand kann mehr mit ihr sprechen. Es ist fürchterlich! Das versetzt mich in größte Sorge und ich weiß mir keinen Rat mehr, wie ich ihr helfen kann. Wem es also gelingt, meiner lieben Tochter ein Lächeln oder gar ein Lachen zu entlocken, ihre Aufmerksamkeit vom Computerspiel abzulenken, der
soll ihr Bräutigam werden und die Krone des Landes soll ihm hinfort gehören!

Alle durcheinander: Es lebe der König! Hoch soll die Prinzessin leben!

Bote: Ruhe bitte! (liest weiter): Wir weisen noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass wir fest daran glauben, dass ihr, unsere Landeskinder es schafft, zum Wohl des Landes zu wirken und dass ihr alles versucht, dass die Prinzessin wieder fröhlich wird. Denkst du noch an das kleine Häschen, den der Stein getroffen hat am rosa Näschen? Zur Strafe wirst du heute Nacht, noch bevor der neue Tag erwacht, unter Fichten, Föhren und Buchen das kleine Häschen suchen - ohne Ruhe und ohne Rast, bis du es gefunden hast! Die Fee nimmt Boris beim Ärmel und zieht ihn von der Bank hoch. Boris reibt sich müde die Augen und lässt sich nur widerstrebend mitnehmen.

Alle: Und König kann man werden. Die Prinzessin heiraten! Ja, das ist etwas Ehrenhaftes!

Der Bote zieht weiter, die Menschen folgen ihm. Nur Tonia und Theresa bleiben bei Daniel stehen.

Tonia: Ist das nicht komisch? Da ist sie eine Prinzessin, die alles besitzt und trotzdem macht sie nur das Gleiche wie alle und ist auch noch unglücklich dabei!

Daniel: Es hängt nicht von der vollen Brieftasche und vom dicken Bankkonto ab, ob man glücklich ist - glaub zumindest ich.

Theresa: Es kann ihr also nur jemand helfen, der ein fröhliches Herz hat.

Tonia stimmt ein Lied an "Froh zu sein, bedarf es wenig und wer froh ist, ist ein König..."

Daniel stimmt mit ein. Theresa schließlich auch (Eventuell auch der Schulchor).

Daniel: Das ist allemal mehr wert als so ein blödes Computerschnickschnack.

Tonia: Ahh. Du hast wohl keinen eigenen Computer?

Daniel: Nein. Wir haben überhaupt keinen Computer zu Hause.

Theresa: Was? Keinen Computer? Aber einen Laptop schon, oder?

Daniel: Einen was? Nein, wahrscheinlich nicht. Sonst wüsste ich ja, was das ist.

Tonia: Das ist ein kleiner Computer, den man herumtragen kann.

Daniel: Nein.

Theresa spöttisch: Na ja. Du hast ja auch eine Gans, nicht wahr?




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